Internetwissen: Die Sache mit dem „www.“

An dieser Stelle möchte ich auf eine Sache eingehen, die meiner Erfahrung nach vielen Menschen nicht bewusst ist. Es geht dabei um den Aufbau von Internetadressen und damit letztlich auch um den Aufbau eines zentralen „Organs“ des Internets, des DNS (Domain Name System). Dabei geht es mir speziell um die Bedeutung der unscheinbaren Buchstabenkombination www und ihren Gebrauch. Auch wenn dieser Artikel weiter unten auch auf die technischen Aspekte eingeht, hoffe ich, dass er auch für Nontechies verständlich ist, für die ich ihn auch hauptsächlich geschrieben habe.

Man muss sich heute nur mal einen durchschnittlichen Werbeblock bei einem der allseits beliebten Privatsender anschauen. Da sind Internetadressen allgegenwärtig, aber wie sehen sie genau aus? Mit www oder ohne www? Und was passiert, wenn ich die Adresse, so wie sie dort steht, in einen Browser eintippe? Genau das habe ich mir mal angesehen, und zwar anhand dieses Werbeblocks vom 10.09.2013 bei ProSieben, den ich mir willkürlich ausgesucht habe, da er bei einer YouTube-Suche nach „Werbeblock 2013“ ganz oben stand.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass in den meisten Spots eine Internetadresse angegeben wird, jedoch mal mit und mal ohne www. Verwunderlicherweise erschien bei jeder der Adressen, nachdem ich sie in einen Browser eingab, ein www. vor der Adresse, auch wenn es ursprünglich nicht von mir eingetippt wurde.

Werbetreibender Adresse (wie im Spot angegeben) Adresse (nach Eingabe im Browser)
Cyberport cyberport.de www.cyberport.de
Trivago www.trivago.de www.trivago.de
MyVideo www.myvideo.de www.myvideo.de
ProSieben Smart prosieben-smart.de www.prosieben-smart.de
ampya ampya.com www.ampya.com
Miss Li www.missli.de www.missli.de
ProSieben Maxx prosieben-maxx.de www.prosieben-maxx.de

Es scheint also keine allgemeingültige Konvention zu geben, die festlegt, wie die Adressen anzugeben seien. Ich lande jedoch nach den Ergebnissen meiner nicht-repräsentativen Probe in jedem Fall auf der Adresse mit www, auch wenn ich das eigentlich gar nicht eingetippt habe.

Um es vorwegzunehmen: Technisch macht es schon einen Unterschied, ob ich www.return-false.de oder return-false.de eingebe. Ich werde versuchen, diesen Unterschied so verständlich wie möglich darzustellen:

Computer sind im Internet eigentlich nur über Nummern, sogenannte IP-Adressen, ansprechbar. Da sich der Mensch allerdings nur schlecht Nummern merken kann, hat er sich das oben bereits erwähnte Domain Name System ausgedacht: Eine Art Telefonbuchsystem für das Internet, wo den unpraktischen IP-Adressen praktische Namen, nämlich Internetadressen (Fachbegriff: Domains) zugeordnet werden.

  • Wenn ich in meinem Browser return-false.de eingebe, schaut dieser im DNS nach, welche IP-Adresse für return-false.de zuständig ist.
  • Wenn ich in meinem Browser www.return-false.de eingebe, schaut dieser im DNS nach, welche IP-Adresse für www.return-false.de zuständig ist.

Die beiden Anfragen scheinen komplett identisch zu sein – bis auf die kleinen, unbedeutenden Buchstaben www.

In der Tat ist es so, dass es sich dabei technisch um unterschiedliche Adressen handelt. Als Webseitenbetreiber kann ich sowohl für return-false.de als auch für www.return-false.de eine IP-Adresse hinterlegen. Wenn ich möchte, auch unterschiedliche Adressen. Das wird besonders deutlich, wenn wir uns die Einträge anschauen, die ich für dieses Blog im DNS hinterlegt habe:

return-false.de.	3600	IN	A	109.230.224.77
www.return-false.de.	3600	IN	A	109.230.224.77

return-false.de und www.return-false.de verweisen zwar auf ein und dieselbe IP-Adresse (109.230.224.77), aber es wäre problemlos möglich, eine von beiden abzuändern, sodass beide Adressen auf komplett unterscheidliche Seiten in einer ganz anderen Ecke der Welt verweisen. Natürlich wird das praktisch nur selten gemacht, da es für Verwirrung sorgen würde. Aber möglich wäre es. In der Praxis entscheidet man sich meist für eine Variante und leitet Anfragen von der anderen Variante auf die gewählte um. Ich leite zum Beispiel alle Anfragen von www.return-false.de auf return-false.de um, die oben aufgelisteten ProSieben-Werber machen es zufälligerweise alle anders herum.

Es liegt also im Ermessen des jeweiligen Administrators, zu entscheiden, wie mit dem www umgegangen wird, und im Falle einer Fehlermeldung sollte man beide Varianten ausprobieren, bevor man sich über die Nichterreichbarkeit einer Seite beschwert, denn es könnte sich dabei um ein gewolltes Verhalten handeln.

www.return-false.de ist eine sogenannte Subdomain von return-false.de. Um bei dem Bild des Telefonbuchs zu bleiben: man kann es sich vorstellen wie eine Durchwahl. Der Besitzer von return-false.de kann bestimmen, mit wem man verbunden wird, wenn man diese oder jene Subdomain (Durchwahl) oder auch gar keine Subdomain (Durchwahl) eingibt (wählt).

www steht übrigens für „World wide web“. Wenn ich mit einem Webbrowser auf eine Domain zugreife, verbindet dieser sich jedoch automatisch richtig auf Port 80 für HTTP (bzw. 443 für HTTPS) – damit ist automatisch klar, dass ich am Internetdienst „World wide web“ interessiert bin, und nicht etwa einen Mailserver, Newsserver, $foobarserver ansprechen möchte (sofern man sich an die Standard-Portbelegungen hält). Somit ist das Angeben derselben Information in der URL in Form der Subdomain www prinzipiell redundant.

Ich hoffe, dass ihr jetzt wieder etwas schlauer geworden seid und etwas über den Aufbau des Internets gelernt habt. Nachdem euch der Unterschied jetzt bekannt ist: Achtet einmal darauf, wie viele Menschen ihn nicht zu kennen scheinen.

Schalten Sie auch nächste Woche wieder ein, wenn es heißt: „Internetwissen: Was bedeutet das s in https?“

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